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11.01.2022 | 22:02

Ljubica Ristovski: Es ist schwer zu sagen, dass wir ein Kultursystem haben

Ljubica Ristovski: Es ist schwer zu sagen, dass wir ein Kultursystem haben

Ljubica Ristovski, Direktorin des Nationaltheaters in Subotica zu einer Zeit, als in diesem Theater einige der besten Theaterstücke seiner jüngsten Geschichte, wie „Bahanalije/Bacchanal“ von Goran Stefanovski unter der Regie von Kokan Mladenović aufgeführt wurden, glaubt, dass die Pandemie in den Theatern vielschichtige Spuren hinterlassen hat und die negativen Folgen zu spüren sind – sie ist eine bequeme Entschuldigung für alles und vor allem für mangelnde Kompetenz. Ljubica Ristovski kritisiert die heutigen Theater dafür, dass sie sich immer weniger um das Repertoire und die Bedürfnisse des Hauses kümmern und die Erstellung des Repertoires Regisseuren überlassen wird, die dies spontan tun, je nach Geschmack und aktuellem Appetit in Bezug auf ihren eigenen Lebenslauf.

„Die Arbeit des Managers wurde abgewertet, sie wird nicht als besondere Fähigkeit und Talent angesehen. Leiter kann heute jeder sein. Es spielt keine Rolle, wer es ist. Es ist wichtig, dass einige Premieren gespielt werden, und wie diese sind – das spielt keine Rolle, Hauptsache es ist was los. Leider gibt es bei all dem keinen Plan, keine Strategie, keine Mission oder Vision. Es passiert einfach“, sagte Ljubica Ristovski, die derzeit mehrere Fächer an der Akademie der Künste in Novi Sad unterrichtet, im Interview mit SEEcult.org.

Ljubica Ristovski spricht über die sehr traumatische Durchführung vom Online-Unterricht zu Beginn der Pandemie und glaubt, dass diese Praxis der Bildung in der Zwischenzeit nichts Gutes gebracht hat. Sie ist der Meinung, dass die schulische Bildung, die bequem von zu Hause aus durchgeführt wird, die Aufmerksamkeit und Konzentration lockert, die Fokussierung nicht ermöglicht und die Neugier eines jungen Menschen einschränkt. Deshalb kann man auch nicht sicher sein, ob und wie sich jemand bestimmte Kenntnisse angeeignet hat.

Die Akademie der Künste in Novi Sad hat sich ihrer Meinung nach in der ganzen Situation aber gut zurechtgefunden.

„Studenten wurden in Gruppen eingeteilt, was wieder neue Probleme eröffnete, weil dann zum Beispiel die ganze Schauspielklasse sich nicht in vollständiger Zahl gesehen hat. Den Produzenten musste ich, da sie in drei Gruppen eingeteilt waren, dreifachen Unterricht abhalten, um allen alles Wichtige und alles Einheitliche beizubringen, was wiederum bis zum Schluss nicht ganz möglich war. Deshalb nutze ich jetzt, wenn wir wieder Präsenz-Unterricht haben, die Gelegenheit, mit ihnen etwas zu wiederholen, ihr Wissen zu erweitern, ihr Gedächtnis aufzufrischen, sie an das zu erinnern, was ich gesagt habe, und sie auf den Weg der Selbsterforschung und des Lernens zurückzubringen“, fügte Ljubica Ristovski hinzu.

Wenn es um Solidarität und Empathie im Sturm der Pandemie geht, hat Ljubica Ristovski festgestellt, dass es sie nicht gab.

„Menschen ohne Einkommen wurde in keiner Weise geholfen. Solidarität gab es früher innerhalb des Verbands der Schauspielkünstler Serbiens, besonders zu der Zeit, als seine Präsidentin Svetlana Ceca Bojković war. Damals wurden verschiedene Aktionen für Rentner gestartet, aber das ist etwas, was das ganze Jahr über stattgefunden hatte. Ceca fiel das nicht schwer. Heute gibt es so etwas leider nicht mehr. Eine Art von Engagement zu diesem Thema würde sicherlich ein System der Solidarität einiger Künstler gegenüber anderen etablieren, aber irgendjemand muss damit beginnen“, sagte Ljubica Ristovski, die dafür verantwortlich war, Oliver Frljić zum ersten Mal in Serbien als Regisseur zu gewinnen. Sie war auch die erste Theaterdirektorin in Serbien, die Andraš Urban einlud, Regie auf Serbisch zu führen. Nach langjähriger Erfahrung in der Leitung eines sehr komplexen Theaters in Subotica mit zwei Ensembles – Serbisch und Ungarisch – und zuvor der Arbeit im Jugendzentrum in Sombor und im Kindertheater in Subotica, wandte sich Ljubica Ristovski der Pädagogik zu.

*Das ganze Interview (in serbischer Sprache) ist auf diesem Link zugänglich.

(SEEcult.org)

Gefördert mit Mitteln aus dem Internationalen Hilfsfonds für Organisationen in Kultur und Bildung 2021 des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, des Goethe-Instituts und weiterer Partner, www.goethe.de/hilfsfonds

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