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19.10.2020 | 16:22

Comic-Künstler als Zielscheibe

Comic-Künstler als Zielscheibe

Die Ausstellung der Comic-Gruppe „Jungs“ (Momci) in der Galerie „Stara kapetanija“, die provozierende Arbeiten aus den stürmischen 90-er Jahren vorstellte, wurde am 13. Oktober von einer Gruppe maskierter junger Männer zerstört, was eine scharfe Verurteilung der fachlichen Öffentlichkeit hervorrief, während das Ministerium für Kultur und Information diesen Vandalakt missbilligte, die Verantwortung aber auch auf die Autoren schob.

Organisationen, die die Gewaltanwendung in der Ausstellung von Comic-Werken verurteilten, drückten Unterstützung für die Autoren der zerstörten Arbeiten aus und riefen die gesamte Öffentlichkeit zur Verurteilung dieses Vandalaktes auf. Scharf verurteilt wurde auch die Reaktion des Ministeriums für Kultur mit dem Kommentar, dass es sich dabei um ein Bild der breiteren Kulturpolitik und des Verhältnisses gegenüber gegenwärtiger Kunst und der Meinungsfreiheit handle. Auch wenn es aufgefordert wurde, seine Stellung zurückzunehmen, mit der es praktisch die Verantwortung der Gewalttäter und der Autoren der zerstörten Arbeiten gleich gestellt hatte, wiederholte das Ministerium für Kultur und Information mehrmals in Mitteilungen einen Teil der umstrittenen Qualifizierungen. Zu diesem Anlass reagierte auch die Premierministerin Ana Brnabić, indem sie indirekt das Ministerium für Kultur und Information wegen seiner Reaktion auf die Gewalt kritisierte.

Stop der rechten Gewalt in der Kultur; Kapetanija als Kneipe, Cvijeta als Wirtshaus; Stop Art Censorship; Runter mit den Kokaininverstoren; No pasaran; Die süße konzeptuelle Künstlerin bietet eine Lösung an – Verwandle Kunst in Ergötzlichekit; Runter mit der Mafia und den Prüglern; Runter mit dem Ministerium für Unkultur - dies sind einige der Parolen, die am 18. Oktober bei der Versammlung zur Unterstützung der Autoren der zerstörten Ausstellung gesichtet werden konnten. Der Protest wurde vom Verband der bildenden Künstler Serbiens (ULUS) vor dem Kunstpavillon „Cvijeta Zuzorić“ organisiert und wurde symbolisch um 5 vor 12 angesetzt - als eine Warnung, dass es höchste Zeit ist, sich der Gewalt in den Weg zu stellen.

Mitglieder des ULUS und anderer Verbände, von denen die Gewaltanwendung in der Comic-Ausstellung verurteilt wurde, drückten große Besorgnis wegen der Todesdrohungen gegenüber den Autoren dieser Arbeiten aus.

„Kunst bedeutet Meinungsfreiheit, die sich vorrangig im öffentlichen Raum – in diesem Fall in einer Galerie – manifestiert. Die Untersagung des Rechtes auf die Freiheit, eine andere Meinung und Einstellung zu äußern, stellt auf gar keinen Fall die Errungenschaft einer demokratischen Gesellschaft dar, als welche sich Serbien gerne sieht. Mit diesem organisierten Vandalakt hat die Stigmatisierung von Künstlern eine neue Ebene erreicht. Eine negative Bewertung von Künstlern, begleitet von öffentlich manifestierter physischer Gewalt, brandmarkt Künstler als ungeeignete Mitglieder der Gesellschaft. Solch eine Form von Diskriminierung geringschätzt den ganzen Fachbereich, der ohnehin unter seiner schlechten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage leidet“, teilte ULUS mit, der gemeinsam mit der Assoziation Unabhängige Kulturszene Serbiens und der Union der Verbände selbstständiger Künstler der Vojvodina (SULUV) die Reaktionen des Ministeriums für Kultur als die schändlichsten in der Geschichte dieser staatlichen Institution bewertete.

„Genug! So etwas gibt es seit den 30-er Jahren nicht, seit Hitler und der ’degenerierten Kunst‘...“, sagte die Künstlerin Anita Bunčić Četnik, die in der Galerie „Stara kapetanija“ war, als es zum gewalttätigen Angriff kam.

Der Doyen der Karikatur Dušan Petričić richtete kritische Worte auch gegen Kollegen und behauptete, dass ein Mangel an Solidarität und an der Bereitschaft, die eigenen Positionen zu verteidigen, den Grund für die neuerlichen Geschehnisse darstellen.

Die Mitteilungen des Ministeriums für Kultur und Information stießen ebenfalls auf indirekte Kritik der Premierministerin Ana Brnabić, die sagte, dass eine Konsultation am Platz gewesen wäre und dass das Ministerium für Kultur und Information eine bessere Erklärung hätte anbieten sollen, wer ein Recht auf Gewaltanwendung hat und wer nicht.

Die Ausstellung der Comic-Gruppe „Jungs“ stürmte eine Gruppe von 15 jungen Männern mit Masken und Kapuzen. Sie warfen Tränengas in den Galerieraum und zerrissen die ausgestellten Arbeiten. Diesem Inzident gingen Todesdrohungen gegenüber den Teilnehmern der Ausstellung voran, die diese bei der Polizei meldeten, was den Vandalismus trotz allem nicht verhinderte.

(SEEcult.org)

*Support: International Relief Fund of the German Federal Foreign Office, the Goethe-Institut, and other partners

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