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15.12.2020 | 22:11

Gaultier im Museum für zeitgenössische Kunst trotz Coronavirus und Fachbereich

Gaultier im Museum für zeitgenössische Kunst trotz Coronavirus und Fachbereich

Das Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad stellt zum ersten Mal in seiner Geschichte Haute couture vor – eine Ausstellung von Brautkleidern des französischen Modedesigners Jean Paul Gaultier, die auf Initiative des stellvertretenden Direktors Viktor Kiš und trotz des Einspruchs des ganzen Kuratorenteams sowie scharfer Kritik der breiteren fachlichen Öffentlichkeit in Belgrad zu Gast ist.

Die gastierende Ausstellung des Museums der Schönen Künste in Montreal „Liebe ist Liebe – Heiratsfreuden für alle“ wurde virtuell und mit im voraus aufgezeichneten Botschaften Gaultiers und des Kurators des Projektes Thierry-Maxime Loriot eröffnet, während eine direkte Übertragung auf dem YouTube-Kanal des Museums verfolgt werden konnte. Die ursprünglich geplante feierliche Eröffnung im physischen Raum wurde wegen Coronavirus-Fällen im Museum für zeitgenössische Kunst um sieben Tage verschoben. Die Eröffnung wurde danach in den virtuellen Raum verlegt, die Besucher wurden eingeladen, die Ausstellung in kleineren Gruppen und zu festgelegten Terminen bis zum 14. Februar 2021 zu besichtigen. Dafür müssen sie 600 Dinar bezahlen, was den bisher höchsten Eintrittspreis für eine Museumsausstellung in Belgrad darstellt. Mit der gleichen Eintrittskarte kann das Publikum auch einen Teil der Ausstellung der Akquisitionen des Museums für zeitgenössische Kunst besichtigen, die um die Exponate im fünften Stockwerk vermindert wurde, um Platz für Gaultiers Brautkleider zu machen.

Das Kuratorenteam des Museums für zeitgenössische Kunst in Belgrad war Gaultiers Ausstellung abgeneigt, weil es der Meinung ist, dass ihre Exponate – Brautkleider – der Programmpolitik des Museums nicht angemessen sind. Die Kuratoren kritisierten in besonderem Maße, dass wegen Gaultiers Ausstellung die ursprüngliche Konzeption der Ausstellung „Reflexionen unserer Zeit – Akquisitionen des Museums für zeitgnössische Kunst 1993 – 2019“ gestört wurde.

Sie drückten ebenfalls einen heftigen Protest gegen die Idee aus, diese teure Wanderausstellung in Belgrad zu organisieren. „In einer Zeit, in der Museen global mit Schließungen und einer verminderten Besucherzahl wegen der Pandemie des Coronavirus konfrontiert sind, ist die Idee, in eine außerordentlich teure ’Blockbuster‘ Wanderausstellung zu investieren, von der ein Profit wegen großer Besucherzahlen erwartet wird, die Reflexion einer extrem unfachlichen, unkompetenten und gesellschaftlich verwantwortungslosen Institutionsführung“, erklärten die Kuratoren.

Die serbische Sektion der Internationalen Vereinigung der Kunstkritiker (AICA Serbia) charakterisierte die Ausstellung Gaultiers als einen „Akt der Willkürlichkeit“ des stellvertretenden Direktors, mit dem er „noch einmal Respektlosigkeit gegenüber dem fachlichen Team unter den Beschäftigten, gegenüber den Kunstwerken, die Teil der Sammlung des Museums für zeitgenössische Kunst und gleichzeitig Bestandteil der derzeitigen Ausstellung sind, gegenüber den AutorInnen, sowie gegenüber den Regeln und Prozedere in der Führung einer Kulturinstitution von nationaler Bedeutung“ an den Tag gelegt hat.

Die Verwaltung des Museums für zeitgenössische Kunst ist jedoch der Meinung, dass Gaultiers Ausstellung den Ausdruck der Verfolgung von Trends in der Welt sowie einen Weg darstellt, neues Publikum zu gewinnen. Das Museum betont auch Gaultiers „brutale Hinterfragung von geschlechtlichen, ethnischen und religiösen Konventionen“ sowie sein „Engagement im Kampf für Menschenrechte und in der Promotion von kulturellen Unterschieden“.

„Indem es die modernsten Museumstrends verfolgt, öffnet das Museum für zeitgnössische Kunst seine Türen für ein neues Publikum und für Inhalte der Haute couture“, wurde bei der Eröffnung unter Erwähnung von Rekordbesuchen einzelner Modeausstellungen in Museen wie dem Metropolitan Museum of Art in New York oder dem Victoria and Albert Museum in London betont.

Die Belgrader Ausstellung Gaultiers umfasst 38 Brautkleideer, die in der Zeit zwischen 1990 und 2000 entworfen wurden. Die Ausstellung entstand als Finale der Retrospektive „Die Modewelt von Jean-Paul Gaultier: Vom Bürgersteig zum Catwalk“, die seit 2011 in 12 Städten mehr als zwei Millionen Besucher anzog. Die Exklusivität im Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad sind acht Brautkleider, die früher nicht Teil der Ausstellung waren und einen Ersatz für Exponate darstellen, die verkauft wurden oder aus einem anderen Grund nicht ausgestellt werden können.

Die Ausstellung wurde dank Jelka Musić, einer langjährigen Mitarbeiterin Gaultiers organisiert, die aus Serbien stammt.

Nach Angaben des Museums für zeitgenössische Kunst kostet die Ausstellung 55.000 Euro exclusive der zusätzlichen Promotionskosten. Sie wurde unter „großzügiger Unterstützung“ zahlreicher Partner und Sponsoren realisiert: der Regierung Serbiens, der Delegation der Europäischen Union in Serbien, der Botschaft Kanadas in Serbien, des Französischen Instituts in Serbien, des Nationaltheaters in Belgrad und des Unternehmens Galenika als Hauptsponsor.

Der stellvertretende Direktor rief vor kurzer Zeit wegen der Idee, ein Café im Museumserdgeschoss zu bauen, heftige Reaktionen in der fachlichen Öffentlichkeit hervor. Nach dem Protest der Kuratoren und einer Intervention des Ministeriums für Kultur und Information und der Anstalt für Denkmalschutz der Stadt Belgrad gab er diese Idee auf.

*Photo: Bojana Janjić

(SEEcult.org)

*Support: International Relief Fund of the German Federal Foreign Office, the Goethe-Institut, and other partners

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