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12.02.2022 | 21:19

Marko Marković: Wir haben keinen Respekt für die Natur und unsere Mitmenschen

Marko Marković: Wir haben keinen Respekt für die Natur und unsere Mitmenschen

Der Schauspieler des Nationaltheaters Marko Marković ist der Meinung, dass die Zeit der Pandemie gezeigt hat, in welchem Maße wir im zivilisatorischen Sinne analphabetisch sind – ganz besonders, weil wir die Natur nicht respektieren und somit auch uns selbst nicht. Im Interview für SEEcult.org schätzt Marković, dass sich die Wurzel des Problems in der Abwesenheit einer grundlegenden Anständigkeit liegt.

Wenn es um die Pandemie-Maßnahmen geht, hat er den Eindruck, dass Theatergänger den verantwortungsvolleren Teil der Gesellschaft darstellen.

Er ist der Meinung, dass Schauspieler, sowie alle Künstler, ein Leuchtturm der Gesellschaft sein müssen und sich auch dann äußern müssen, wenn die Anderen schweigen. Als bestes Beispiel führt er die Schauspielerin Svetlana Bojković an, die seit kurzer Zeit in einer Umweltbewegung aktiv ist.

„Wir haben schon zum zigsten Mal gezeigt, dass wir nicht im Stande sind, von der Natur zu lernen, ihr zuzuhören und vor allem dass wir nicht im Stande sind, sie zu respektieren. Es genügt schon, einen Blick auf den Bereich der Gebäudeeingänge zu werfen, wieviele Masken auf der Straße herumliegen, die wir nicht aufsetzen, weder tragen möchten. Dann kommt ein Hund oder eine Katze, zerrt die Maske in der Gegend herum, dann hebt sie jemand auf und wirft sie in den Mülleimer ... Das alles sagt etwas über uns. Wenn wir einen Blick auf unseren eigenen Hof werfen würden, könnten wir über ernsthaftere Dinge reden. Die Natur hat uns gezeigt, dass man mit ihr nicht spielen kann, dass sie keine Wunder anerkennt, dass nur Menschen, nicht die Natur, die Welt zerstören können – die Natur wird so etwas nicht tun. Es scheint, dass die Menschen in dieser Zeit der Pandemie nach einem Modell gesucht haben, um sich zu sich selbst zu wenden. Diejenigen, die eine Familie, nahestehende Menschen haben, haben die Zeit mit diesen Menschen verbracht, auf der Terasse Kaffee getrunken, wofür sie früher keine Zeit hatten, weil man in dieser verrückten Zeit ja immer etwas nachrennt. Manche sind in Depression versunken, manchen haben es leider nicht geschafft, sie zu bewältigen. Ich habe mir Mühe gegeben, jeden Tag anders zu gestalten, die Terasse schöner zu machen, damit sie nicht nur für Reifen und alte Blumentöpfe dient, für leere Flaschen, die wir zu faul sind, wegzuwerfen, sondern dass sie schön ist und den Blick nährt. Als ich Covid hatte, hatte habe ich jeden Tag etwas aufgeschrieben, vielleicht war das auch eine gute Art, mich selbst zu trösten, aber so konnte ich irgendwie die Zeit besiegen, mit guten Serien, Büchern, Filmen ... Und es ging vorbei, der Mensch gewöhnt sich an neue Bedingungen, während er auf die alten wartet. Es ist wie mit einem Heroinsüchtigen: er ist an der Nadel, gewöhnt sich davon ab und lebt weiter. Ich weiß nicht, ob wir etwas gelernt haben. Ich bin nicht sicher. Ich reise ziemlich viel, bleibe an Tankstellen stehen und sehe selten Menschen, die eine Maske tragen – egal, ob es sich um Fremde oder Einheimische handelt. Es gibt Menschen, die denken, dass ihnen der Corona-Virus absolut nichts antun kann. Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll, ich bin geimpft und befolge Empfehlungen von Personen, die sich damit beschäftigen, ich höre auf sie. Ich hatte gehofft, dass es vorbei geht, dass das Ende bald kommt, aber wir sehen, dass uns die Götter auch weiterhin Warnungen zukommen lassen“, führte Marković an.

Semper idem, National Theatre Sombor, photo: Nađa Repman

Seiner Meinung nach müssen sich Schauspieler, sowie alle anderen Künstler auch dann äußern, wenn die Anderen schweigen und müssen die Dinge so bezeichnen, wie sie wirklich sind.

„Wenn sich Ceca Bojković vor einen Bagger stellt und fragt – ‚Und wo willst du hin?‘ – wird der Bagger selbstverständlich halten, weil vor ihm eine Institution, eine Frau, Mutter, Schauspielerin, Dame, eine kluge und gebildete Person steht. Sie sagt – ‚Weiter kommst du nicht‘ - und er kommt wirklich nicht weiter. Das ist die Pflicht der Schauspieler. Dinge dürfen nicht wegen Interessen und billigen Punkten oder aus Vergnügen durchkommen“, sagte Marković.

*Das ganze Interview (in serbischer Sprache) ist auf diesem Link zugänglich.

(SEEcult.org)

Gefördert mit Mitteln aus dem Internationalen Hilfsfonds für Organisationen in Kultur und Bildung 2021 des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, des Goethe-Instituts und weiterer Partner, www.goethe.de/hilfsfonds

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