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22.03.2022 | 15:42

Künstler müssen gesund sein!

Künstler müssen gesund sein!

Ein Teil der selbstständigen Künstler in Serbien ist mit dem langjährigen Problem ihrer nicht existierenden Krankenversicherung konfrontiert, was sich auch auf die Zeit in der Covid-19 Pandemie bezieht. Auch wenn künstlerische Verbände schon seit Jahren an die zuständigen Behörden apellieren, dieses Problem zu lösen, erklang die Frage der Unmöglichkeit der Sicherstellung eines der menschlichen Grundrechte in der breiten Öffentlichkeit erst nach der Entscheidung, dass Ana Đurić - Konstrakta mit dem Song „In Corpore Sano“ und dem einprägsamen Vers Die Künstlerin muss gesund sein! Serbien beim Eurosong 2022 vertreten wird.

Auch wenn sich das vielschichtige Lied „In Corpore Sano“ auf eine Reihe von Phänomenen bezieht, die für die Gesellschaft in Serbien, aber auch auf dem globalen Plan charakteristisch sind und teilweise auch auf die Besessenheit von Schönheit und Superstarstatus, auf Performances von Marina Abramović und auf die allgemeine Unsicherheit in bezug auf das System in der Zeit einer Krise, so wie z.B. in der Zeit der Pandemie, referiert, schlugen die Verse von Konstrakta Die Künstlerin muss gesund sein! in stärkerem Maße in der Öffentlichkeit an als eine ganze Reihe von Mitteilungen von künstlerischen Verbänden in den letzten Jahren.

Unlängst haben 16 künstlerische Verbände abermals einen dringenden Dialog mit dem Kulturministerium gefordert, um das Problem der Schulden von selbstständigen Künstlern für Beitragssätze für Renten- und Krankenversicherung zu lösen, für die nicht sie verantwortlich sind, sondern lokale Behörden der Städte, in denen sie leben und arbeiten. Selbst Konstrakta, die von Beruf Architektin ist, hat keine Krankenversicherungskarte.

Zu dem Problem der selbstständigen Künstler ohne Krankenversicherung kam es, weil die lokalen Behörden ihrerzeit keine Beitragssätze für die Renten- und Krankenversicherung der Künstler in die Staatskasse eingezahlt haben. Diese Beitragssätze zahlte in den letzten Jahren hauptsächlich nur die Stadt Belgrad, während andere Städte in Serbien die gesetzliche Bestimmung wortwörtlich deuteten, die besagt, dass sie dies tun „konnten“, aber nicht mussten. Diese Praxis wird auch nach den Änderungen des Dachgesetzes für Kultur fortgesetzt, mit dem die Verpflichtung der lokalen Selbstverwaltungen in bezug auf die Bezahlung der Beitragssätze für Renten- und Krankenversicherung von selbstständigen Künstlern definiert wird. Nach Angaben des Verbands angewandter Künstler und Designer Serbiens (ULUPUDS) haben bis Anfang des Jahres 2022 die Beitragssätze für das Jahr 2021 folgende Städte bezahlt: Belgrad, Valjevo, Kragujevac, Novi Sad, Raška und Niš, während diese Verpflichtungen in den Selbstverwaltungen in Pančevo, Požarevac, Užice, Gornji Milanovac nicht beglichen wurden.

Performance Artists - Beggars (Jana Stojaković & Klaudija Šarić-Marić), photo: Vladan Jeremić

Die Schulden der Künstler haben sich deswegen durch die Jahre hindurch vermehrt und wenn sie die Beitragssätze nicht selbst bezahlten, kamen sie in die Situation, keine gültige Krankenversicherungskarte zu haben – nicht einmal für die Behandlung von Covid-19-Symptomen oder für eine Geburt oder Operation. Sie konnten auch nicht in Rente gehen. Manche Künstler sind mit Zwangsvollstreckung und Vermögenspfändung konfrontiert. Ein ganz besonderes Problem ist, dass in manchen Fällen ganze Familien über den selbstständigen Künstler versichert sind und in so einem Fall auch ihre Kinder keine Versicherungskarte haben können.

Künstlerische Verbände schlugen dem Kulturministerium vor, dieses jahrzehntelange Problem durch die Abschreibung von Schulden auf Grund von Zinsen und durch die Einzahlung der Grundschulden aus dem Staatsbudget zu lösen.

Die Höhe der Grundschulden betrug im Jahr 2017 107 Millionen Dinar (870.000 Euro), aber mit den Jahren wuchsen auch die Zinsen, womit die Grundschulden mindestens verdreifacht wurden. In der Zwischenzeit haben viele Künstler eingewilligt, in Raten Schulden zu bezahlen, für welche sie nicht verantwortlich sind – um auf diese Weise eine gültige Krankenversicherungskarte sicher zu stellen oder in Rente zu gehen. Aus diesem Grunde ist der Betrag der Schulden niedriger als im Jahr 2017.

Vertreter des Verbands der bildenden Künstler Serbiens (ULUS) und anderer Organisationen, deren Mitglieder mit diesem Problem konfrontiert sind, haben in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Gesprächen mit Vertretern des Kulturministeriums und der Stadtverwaltung der Stadt Belgrad abgehalten, die den Ball aber an das Finanzministerium weitergeben.

Im Verband bildender Künstler Serbiens (ULUS) ist man deshalb der Meinung, dass es „keinen politischen Willen“ für eine endgültige Lösung dieses Problems gibt, wie es Vertreter dieses Verbands während einer unlängst abgehaltenen Pressekonferenz betonten.

Die Abschreibung der Schulden selbstständiger Künstler wäre ansonsten kein Präzedenzfall. Die Regierung Serbiens hat im Jahr 2018 für Priester Schulden in der Höhe von einer Million Euro in die Kasse eingezahlt.

(SEEcult.org)

Gefördert mit Mitteln aus dem Internationalen Hilfsfonds für Organisationen in Kultur und Bildung 2021 des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, des Goethe-Instituts und weiterer Partner, www.goethe.de/hilfsfonds

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